OLIVER EATON AKA BILL EATON

Er war wohl einer der obskureren Musiker der Schweiz: Oliver Eaton aka Bill Beaton warf ab den achtziger Jahren eine beeindruckende Menge von Musik- Kassetten, Vinyl- Singles & Lp’s und CDs auf den – für ihn nicht wirklich existierenden Markt. Der britisch-schweizerische Doppelbürger lebte am Rand, teilweise von der Sozialhilfe und IV, und produzierte in seinem 4-Track-Tapedeck-Schlafzimmerstudio abgespacte, (wohl unfreiwillig) krautrockangelehnte, keyboardlastige Songs mit Titeln für die Ewigkeit «Ibiza Pizza», «S’Chatzäfüätätä» mit Beteiligung (s)einer Hauskatze “Spaceboy” oder den Song Zeilen, auf die man, well: erst einmal kommen muss «She’s a barman, and I’m her fan». Bei fast allen Songs war er für die Komposition, den Gesang, (sang in englisch (mit starkem Akzent) oder deutsch) Gitarre, Keyboard, Schlagzeug & Effekt Programierung zuständig. Arbeitete aber bei jeder Veröffentlichung mit diversen Gast Musikern zusammen. Vor seiner ‘grosser’ Solokarriere als Oliver/Bill hatte er für die Schaffhauser Band Real Muzzik in den frühen achtziger Jahren die Tasten gedrückt (Einziger Tonträger “Rock Scene SH” (Schaffhausen) auf dem Jahre 1982, aber ohne ersichtliche Beteiligung von Oliver Eaton). Auf seinem Vinyl/CD Label Space 4 erschien 1985 und 86 unter dem Namen “The Future Project” und “Party Of Defence” zwei Singles. 1987 unter seinem Namen die LP «Shocking Reality», 10 Jahre später die CD «Flight Fiction» und 1998 seine letzte uns bekannte Veröffentlichung, die sphärische tönende CD «Imagine & Relax». Ebenso in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre erschien auf seinem weiteren Label «Britswi» zwei Single Tapes unter dem Namen «The Flag» und eine Single unter dem Namen «Bill Beaton» mit den beiden Songs “Little Money” und “I Would Relax”. 1989 abermals unter seinem Namen Oliver Eaton die Vinyl Single «We Need No Help» und 1996 die CD «Living In The Jungle». Hier ist zu vermerken, dass auf diesem Album drei verschiedene, namhafte Gitarristen auf zwei Songs mitgewirkt haben; Metin Demiral von Café Türk (der schon bei Aufnahmen von der Chaotik Th/Tip-Ex Single (Pre Der Böse Bub Eugen) und Hellhammer (Pre Celtic Frost) mitgewirkt hatte), Thom(as) Krailing von The Pride und Rolf Kick von The Flag (im Satz davor schon erwähnt). Laut Olifr “Guz” Maurmann versuchte er auch am Eurovision Song Contest die Schweiz mit einem seiner Songs zu vertreten und wollte das seine CD’s auf dem Maverick Label veröffentlicht werden, als er hörte, dass Madonna dort als Mitbegründerin fungierte.
Text: swisspunk.ch/© Lurker, Chrigi und Odi

Oliver Eaton – neue Töne aus dem Schlafzimmerstudio
«Lady Di bekommt alle meine CDs»

Der Schaffhauser Musiker Oliver Eaton hat sich in seinem Schlafzimmer ein Heimstudio eingerichtet. Dort produziert er neue Songs – oder stellt die besten alten zusammen. Wie jetzt für die CD «Living in the Jungle».

Der 34-jährige Oliver Eaton wohnt in einem der Fünfzigerjahre-Blocks Anfang Buchthalerstrasse. «Die Reggaefarben an der Tür sind noch von meiner Vorgängerin», erklärt er und sagt, er sei froh, dass er von der Fischerhäuserstrasse hierher umziehen konnte: «Dort lebte ich in einem alten Haus und ass während längerer Zeit nur kalte Ravioli aus der Büchse, etwas Zitronensaft drauf war schon Luxus.» Eaton, der seit Urzeiten eigene Songs schreibt und bereits diverse Kassetten und Singles veröffentlicht hat, ist nicht nur musikmässig ein Individualist, sondern lebt auch sozial gesehen am Rand, in einer Grauzone, nicht so weit vom Absturz entfernt. Seit einiger Zeit arbeitet er in der Eingliederungsstätte.
«Letzten Sommer hatte ich eine Superidee: Statt meine zwei Stangen Zigaretten pro Woche zu kaufen, begann ich, selbst zu drehen. Das so gesparte Geld legte ich auf die Seite, und nach einem Jahr – so meine Rechnung – hätte ich genug, um eine CD damit finanzieren zu können.» Jetzt ist es sogar etwas schneller gegangen. Wir sitzen in Eatons Wohnzimmer, auf seiner Stereoanlage spielt er mir die Songs von «Living in the jungle» vor. Das zweite Stück, «She’s a barman», handelt von Erika. «Sie ist Serviererin im Hardereck. Ich sagte ihr mal, sie sei ein sibirischer Schneetiger, der über die Wolga schwimmt. Ein Kumpel von mir, der dauernd bekifft ist, hatte Horrorvisionen, als er das Stück hörte.»
Eaton tüftelt gern herum, wenn er Songs macht, sucht ausgefallene Effekte und Klänge. Seinem Heimstudio im Schlafzimmer sieht man an, dass dort gearbeitet wird. Da stehen ein schönes Rhodes-Piano, diverse Synthis, ein Drumcomputer, zwei Gitarren, ein paar Effektgeräte, das schon ordentlich abgetakelte Gesangsmikro und ein altes Vierspurkassettengerät. «Mit dem nehme ich alle meine Sachen auf. Es war seinerzeit eines der ersten auf dem Markt.»
Für die Zusammenstellung seiner neuen CD konnte Eaton auf weit über hundert Songs zurückgreifen. Deren fünfzehn finden sich auf «Living in the jungle». «Hello Nicki» handelt von der bayrischen Schlagersängerin Nicki. «Die sang in einem ihrer Stücke meinen Namen, Ja, wirklich: «Oliver Eaton, du musst nicht immer an England denken.»» Aber Eaton denkt an England, er schickte seine Tonträger immer an Lady Di, zeigt mir Dankesbriefe in ihrem Namen («Her Royal Highness was touched by your thoughtfulness in sending the records»). Die britische Flagge hängt als Vorhang vor seinem Küchenfenster. Sein Vater ist Engländer. «Er redete englisch mit uns, wir mit ihm schweizerdeutsch.» Daher auch der Name seines eigenen Labels: «Britswi» – Britain und Switzerland.
Bei Oliver Eaton ist es umgekehrt wie bei vielen «Indie»-MusikerInnen: Seine Vorbilder sind mainstreamig und tendenziell eher überproduziert. Sie heissen Peter Gabriel, Tom Jones, Steely Dan oder Tina Turner. Eatons Musik allerdings kommt – vielleicht unbeabsichtigt – derart knallhart «indiemässig» daher, dass daneben jede Grunge/Crossover/HC-Kapelle, die dann doch ins teure 24-Spur-Studio rennt, um ihr «Produkt» aufzunehmen, wie ein kollektives Weichei wirkt.
Song 8 auf der neuen CD schrieb Eaton einst für den DRS-Nachtclub. «Die haben den aber nie gespielt. Obwohl, da singe ich wie Frank Sinatra.»
Eaton hat Fantasie und kümmert sich nicht um Genres. «Es ist gut, wenn du ein Studio zu Hause hast. Vor Kurzem bin ich in der Nacht aufgewacht. Ich hatte einen verrückten Traum. Da setzte ich mich hin und machte einen Song.» Er grinst: «Du kannst in deinem Hirn herumsurfen, dann kommen die Ideen von selbst.»
Derweil läuft im Hintergrund «Happy New Year», der letzte Song der CD, mit Gitarrensoli von Tom Krailing, Metin Demiral und Rolf Kick.
Auch seine neue CD schickt er an Lady Di: «Sie hat sich jetzt ja ein paar Mal mit Madonna getroffen. Ich bat Diana, mir ihre Privatadresse zu schicken, weil Madonna mit Maverick jetzt ein eigenes Plattenlabel hat. Da würd ich gern draufkommen.»

von Jürg «Odi» Odermatt

Oliver Eaton – new sounds from the bedroom studio
«Lady Di gets all my CDs»

Oliver Eaton, a musician from Schaffhausen, has set up a home studio in his bedroom. There he produces new songs – or puts together the best old ones. Like now for the CD «Living in the Jungle».

The 34-year-old Oliver Eaton lives in one of the fifties blocks at the beginning of Buchthalerstrasse. «The reggae colours on the door are still from my predecessor,» he explains and says he is glad he was able to move here from Fischerhäuserstrasse: «There I lived in an old house and for a long time I only ate cold ravioli from a tin, a little lemon juice on it was already a luxury.» Eaton, who has been writing his own songs since time immemorial and has already released various cassettes and singles, is not only an individualist in terms of music, but also lives socially on the edge, in a grey zone, not so far from the crash. For some time now he has been working in the integration centre.
«Last summer I had a super idea: instead of buying my two cartons of cigarettes a week, I started rolling my own. I put the money I saved that way aside, and after a year – according to my calculation – I would have enough to finance a CD with it.» Now it’s even gone a little faster. We are sitting in Eaton’s living room, he plays me the songs from «Living in the jungle» on his stereo. The second track, «She’s a barman», is about Erika. «She’s a server at the Hardereck. I once told her she was a Siberian snow tiger swimming across the Volga. A mate of mine who’s stoned all the time had horror visions when he heard the play.»
Eaton likes to fiddle around when making songs, looking for fancy effects and sounds. You can tell his home studio in his bedroom is a place of work. There’s a nice Rhodes piano, various synths, a drum machine, two guitars, a couple of effects units, the vocal mike, which is already well worn, and an old four-track cassette player. «I use it to record all my stuff. It was one of the first on the market at the time.»
For the compilation of his new CD, Eaton was able to draw on well over a hundred songs. Fifteen of them can be found on «Living in the jungle». «Hello Nicki» is about the Bavarian pop singer Nicki. «She sang my name in one of her songs, Yes, really, «Oliver Eaton, you don’t always have to think of England.»» But Eaton does think of England, he always sent his records to Lady Di, shows me thank-you letters on her behalf («Her Royal Highness was touched by your thoughtfulness in sending the records»). The British flag hangs as a curtain outside his kitchen window. His father is English. «He spoke English to us, we spoke Swiss German to him.» Hence the name of his own label: «Britswi» – Britain and Switzerland.
With Oliver Eaton, it’s the other way around, like with many «indie» musicians: His idols are mainstream and tend to be overproduced. Their names are Peter Gabriel, Tom Jones, Steely Dan or Tina Turner. Eaton’s music, however, comes across – perhaps unintentionally – as so hardcore «indie» that it makes every grunge/crossover/HC band that then runs into an expensive 24-track studio to record their «product» seem like a collective wimp.
Song 8 on the new CD was once written by Eaton for the DRS nightclub. «They never played that one though. Although, I sing like Frank Sinatra on that one.»
Eaton has imagination and doesn’t care about genres. «It’s good if you have a studio at home. Recently I woke up in the night. I had a crazy dream. That’s when I sat down and made a song.» He grins, «You can surf around in your brain and the ideas will come by themselves.»
Meanwhile, «Happy New Year», the last song on the CD, is playing in the background, with guitar solos by Tom Krailing, Metin Demiral and Rolf Kick.
He also sends his new CD to Lady Di: «She has met Madonna a few times now. I asked Diana to send me her private address because Madonna now has her own record label, Maverick. I’d like to get on that.»

by Jürg «Odi» Odermatt